Das SIG-Areal ist eine organische städtebauliche Struktur, die im Laufe ihrer langen Geschichte stetig den vielschichtigen, wechselnden Ansprüchen der ansässigen Industrie gerecht werden musste.
Hallen, Gewerbehäuser, Verwaltungsgebäude und Bürobauten sind mit der Zeit aneinander gewachsen. Heute befindet sich das Areal im Umbruch, alte Bausubstanz weicht den neuen Nutzungen. Diese industrielle bauliche Sichtweise wollen wir mit diesem Beitrag fortsetzen. Um die Identität des Ortes zu erhalten und zu stärken ist trotz starker Transformation des Ortes der Erhalt historischer Bauten als Zeitzeugen der industriellen Vergangenheit besonders wichtig.
Das Hotel nimmt im westlichen Bereich des Areals brückenartig den Platz zwischen dem Bau Laufengasse und dem Bau 53 ein. Seitlich werden die Gebäudehöhen von den bestehenden Traufen bestimmt. Die Gastronomie ist weiter vorne an der Hangkante über dem historisch wertvollen Kompressorenhaus untergebracht. Das Wohn- und Arbeitsgebäude liegt östlich vom Hotel. Hier wird der vordere Teil des Mittelbaus erhalten, der historisch ursprüngliche Gebäudeabschnitt. Nach der Sanierung können hier attraktive Büroflächen mit einem industriellen Flair entstehen. Zusätzlich wird das Haus für Wohnnutzungen aufgestockt.
Die dadurch entstehende neue, urbane Fassade zum Industrieplatz hin säumt und ergänzt den öffentlichen Ankunftsbereich des Areals.
Freiraumkonzept
Zwischen dem einzigartigen Landschaftsraum des Rheinfallbeckens und der industriell geprägten Stadtlandschaft von Neuhausen entsteht ein spannender Freiraum inmitten dieses Spannungsfeldes.
Das neue Hotelgebäude wird von diesem Freiraum umspielt und an die Schnittstelle dieser beiden sehr unterschiedlichen Landschaftsräume gesetzt. Der Freiraum nimmt den räumlichen Kontext als Gestaltungsthema auf. Die Felsformationen schroff und doch teilweise bewachsen gehen in die bewaldete Böschung über bis in den neuen Stadtteil, über den „Felsweg“ hinauf zur grosszügigen Aussichtskanzel vor dem Hotel dem frei stehenden „Gastronomie- und Konferenzgebäude“
Der Weg liest sich als Felsformation, modelliert, schroff und teilweise bewachsen. Die daraus entstehende Rampen Erschliessung bildet kleiner Plätze und Nischen welche ein verweilen ermöglichen und auf unterschiedlichen Niveaus spannende und abwechslungsreiche Aussichten zulassen. Die Waldvegetation wandert Wohngebäuden.
Die Freiraumgestaltung auf der Seite der Stadtlandschaft, ab Hoteleingang hin zum Wohngebäude mit Anbindung an die Freiräume des „Heinrich-Moser-Platzes“ sowie dem „Industrieplatz“ wird vom Industriecharakter geprägt.
Die Orientierung und Lenkung dieser wichtigen Erschliessungsräume hat einen hohen Stellenwert. Gleichzeitig sind hier auch Orte des Austausches und Verweilens angelegt, welche eine Aufenthaltsqualität für Besucher, Gäste und Bewohner bieten. Der funktional genutzte und auf Sichtbeziehungen ausgelegte Freiraum wird von einzelnen, den Zugang zum Hotel und der „Grossen Kanzel“ begleitenden Grüninseln mit raumbildenden Gehölzen und Sitzmöglichkeiten gegliedert.
Hotellerie Konzept: Ein halber Kilometer Sicht
Industrielle Prozesse werden sensibel und zeitgemäss weiter angewendet. Zusammengerechnet erfordert das Raumprogramm 500 Laufmeter Sicht.
Unser Beitrag präsentiert ein Hotel, wo alle Zimmer zum Naturspektakel Rheinfall ausgerichtet sind. Diese «industrielle Produktion» von Sicht ersetzt die ehemalige Produktion von Gütern und charakterisiert den Ausdruck des neuen Hotels. Der Raum zwischen den angrenzenden Häusern wird mit Einzel- und Doppelzimmern gefüllt. Im Sockelgeschoss sind die Gruppenzimmer untergebracht. Diese haben einen direkten Zugang nach aussen und befinden sich in unmittelbarer Nähe zur Bar und den anderen gastronomischen Einrichtungen. Die Gastronomie und Konferenzzimmer liegen weiter vorne in einem durchsichtigen Pavillon, der die traditionellen Orangerien der Grand Hotels zitiert und sich stark an der Landschaft orientiert. Das schwebende Obergeschoss beherbergt Smartflats mit Balkon.
Teilprojekt Arbeiten/Wohnen
Im östlichen Bereich vom Perimeter befindet sich das Teilprojekt Arbeiten/Wohnen. Zukunftsweisende Arbeitswelten finden in der historischen Bausubstanz Platz, was die Identität stärkt und die Diversifikation auf dem SIG Areal fortführt.
Im Erdgeschoss sind halböffentliche Nutzungsformen wie Werkstätten oder Verkaufsflächen anzutreffen. In den oberen Geschossen vom erhaltenen Mittelbau sind flexibel nutzbare Büro- und Gewerbeflächen untergebracht. Diese teilen sich die Sanitäranlagen und die Sitzungszimmer.
Zusätzlich besitzt die benachbarte Halle 1 das grosse Potenzial, ein breites Spektrum neuer, spannender Arbeitsformen zu beherbergen. Die Wohnungen nehmen aufgrund der besseren Besonnung die oberen Geschosse ein. Es werden verschiede Wohntypologien angeboten.
Wohnateliers, mit einer engen Verbindung von Arbeiten und Wohnen. Sie verfügen über einen Gemeinschaftsraum, eine «Rue Interieur», die dem Austausch und Entspannung dient und gleichzeitig die Wohnungen und Arbeitsflächen erschliesst. Sie können flexibel eingerichtet werden. Wohnen im Alter. Diese kleinen Wohnungen zeichnen sich durch eine grosse Privatheit aus. Im Gemeinschaftsraum können sich die Anwohner gemeinsam aufhalten. Sie werden durch einen gemeinsamen Laubengang erschlossen. Wohnen am Rheinfall. In den obersten Geschossen befinden sich Maisonette Wohnungen. Die grosszügigen Familienwohnungen mit unterschiedlichen Aussenräumen (Balkone und Innenhöfe) sind nach Süden ausgerichtet und bieten eine freie Sicht auf die Landschaft. Die Wohnungen können, als Weiterdenken vom ursprünglichen industriellen Gesellschaften, gegebenenfalls genossenschaftlich organisiert werden.