« Ein sicherer Ort für gemeinschaftliche Entwicklung und Spiel, offen für Veränderungen. Oskar bietet Raum für die Begegnung auf Augenhöhe mit einer zukünftigen Generation. »
Die städtebauliche Setzung und freiräumliche Planung setzen auf die Erhaltung und Stärkung des parkähnlichen Freiraumes. Als Konsequenz gliedern sich die Neubauten entlang des Strassenraumes an und bilden so einen schützenden Rücken zum Freiraum. Bei der Setzung der Neubauten wird auf die prägende Stellung des historischen Kindergartens ebenso Rücksicht genommen wie auf den bestehenden Baumbestand. Somit springen die Neubauten entlang der Finsterwaldstrasse leicht gegenüber dem Bestandesbau zurück und staffeln sich entlang des Weinsteigs gleichmässig um die prägende Bepflanzung.
Die seriell gesetzten Kindergärten sind als Pavillons mit leichten Dachlaternen angedacht, um auch bei tiefliegender Sonne den geschützten Hof optimal zu belichten. Eine vorgelagerte Pergola mit Holzdeck dient als übergreifende Erschliessung und setzt die ursprüngliche Tradition der Fassadenbegrünung am alten Kindergarten neu interpretiert fort.
Das neue Hauptgebäude tritt als kompakter zweigeschossiger Baukörper mit leicht geneigtem Satteldach und Laterne in Erscheinung. Es stellt durch seine Setzung und Fassadenteilung einen subtilen Bezug zum historischen Kindergarten her. Durch die reduzierte Traufhöhe interagiert das Haus mit Park und Strassenraum und bringt gleichzeitig das umfangreiche Raumprogramm in einem kompaktem Volumen unter.
Freiraum und Verkehr
Das Freiraumkonzept betont den Erhalt der natürlichen Landschaft und schafft gleichzeitig eine dynamische und einladende Umgebung, in der verschiedene Generationen und Personengruppen zusammenkommen. Der Entwurf nutzt geschickt die Topografie des Hanges und erschliesst das Areal durch einen gepflasterten Weg und eine Treppe. Diese Treppe ist mit Sitzstufen und Grünelementen ausgestattet, die zum Verweilen einladen.
Die Vorzone entlang der Finsterwaldstraße dient nicht nur als Ankunftsort mit Brunnen und Veloabstellplätzen, sondern verbindet den Hartplatz mit dem restlichen Gebiet. Das sichere Überqueren der Fahrbahn wird durch einen Zebrastreifen gewährleistet.
Der Aussenbereich der Kindergärten ist vielseitig gestaltet und bieten eine durchmischte Ausstattung. Wasserflächen und Brunnen sind vorhanden und dienen als Rückzugsgebiete mit ökologischen Strukturelementen.
Organisch geformte Wege schlängeln sich auf der östlichen Seite durch die Landschaft und stellen neue Zugänge ins Areal dar. Vereinzelte chaussierte Flächen am Hang bieten Platz für Aktivitäten, wie zum Beispiel einen Ping-Pong Tisch für Jugendliche.
Die öffentlich zugängliche Fussballwiese bleibt erhalten und lädt zum Spielen ein.
Inmitten der bebauten Umgebung schaffen natürliche und wilde Wiesen sowie Bäume Momente der Ruhe und Erholung. Durch die Verwendung einheimischer Pflanzenarten wird die Artenvielfalt erhöht und ein widerstandsfähiges Ökosystem geschaffen, das die lokale Flora und Fauna unterstützt. Strategisch platzierte Bäume spenden Schatten und sind wichtige Lebensräume für die schützenswerte Leuchtkäferpopulation.
Die Freiraumgestaltung setzt auf die subtile Ergänzung der parkähnlichen Anlage durch informelle Wegverbindungen, Aufenthalts- und Spielbereiche. Der bestehende Baumbestand wird dabei grösstmöglich belassen und punktuell ergänzt. Jede Kindergarteneinheit erhält zudem ihren eigenen Aussen- und Spielbereich, während ein Grossteil der Freifläche gemeinschaftlich genutzt werden kann. Über die ganze Anlage verteilt finden sich Nischen mit Sitzgelegenheiten, Spielgeräten und Pflanzbeeten. Der nördlich der Finsterwaldstrasse gelegene Hartplatz wird mit minimalen Eingriffen zum offenen Spiel- und Aufenthaltsbereich aufgewertet und bleibt gleichzeitig als strategische Flächenreserve erhalten.
Zur Anbindung der beiden Grundstücke und Entschleunigung des Strassenbereichs wird die Finsterwaldstrasse im Bereich der Anlage zur Begegnungszone mit Tempo 20km/h umgestaltet. Eine Wendemöglichkeit beim Abzweiger Wiesenweg vereinfacht den Verkehrsfluss im PW Pick-up Bereich vor der Schulanlage. Die Velo- und Autoparkplätze werden entlang des gesamten Strassenbereiches verteilt.
Organisation und Betrieb
Die beiden Grundnutzungen Kindergarten und Tagesstruktur werden gebäudespezifisch verteilt. Der Bestandesbau und die drei neuen Pavillons beherbergen die vier Kindergarteneinheiten. Dabei ist jede Einheit weitgehend autonom gestaltet. Die Pavillons können bei Bedarf auch als durchgehende Raumeinheit genutzt werden, zum Beispiel bei Themen- oder Besuchstagen oder falls ein offenes Raumkonzept bevorzugt wird. Diese Mulitfunktionalität ist individuell durch Türöffnungen steuerbar.
Der geschützte Altbau wird lediglich renoviert und betreffend der Raumnutzungen optimiert. Abgesehen von der Ertüchtigung betreffend Rollstuhltauglichkeit sind keine Anbauten geplant. Ein Lifteinbau ist ebenfalls möglich, soll jedoch nur im effektiven Bedarfsfall ausgeführt werden.
Das neue Hauptgebäude vereint alle Tagesstrukturen flächentechnisch konzentriert unter einem Dach. Dabei wurde auf eine Gleichwertigkeit aller Haupträume geachtet, um sie möglichst vielfältig und nutzungsspezifisch verwenden zu können. Im Erdgeschoss befindet sich der Eingangs- und Garderobenbereich, daneben die drei Horteinheiten sowie die Küche mit direkt angeschlossenem Lager und die Nasszellen. Das Treppenhaus verbindet alle Geschosse und dient im Brandfall der Entfluchtung. Im Obergeschoss sind die vier Krippenräume und ihre Nebenräume sowie die Logopädie angeordnet. Im ruhigen Dachgeschoss befindet sich der Babyschlafraum sowie die Büros der Lehrpersonen. Das Untergeschoss beherbergt den Lager- und den Technikraum sowie die Waschküche. Die zentrale horizontale Erschliessung erhält durch den Einzug eines Luftraumes über alle Geschosse nebst seiner technischen Funktion auch eine räumlich verbindende Geste und Grosszügigkeit.
Architektur und Innenarchitektur
Die Fassadengestaltung setzt auf horizontal und vertikal zeichnende Elemente, welche massstäbliche Bezüge zum Bestandesgebäude herstellen. Die tektonische Ausbildung von Sockel, Wand und Dach wird bei Pavillon und Hauptgebäude unterschiedlich inszeniert. Während das Hauptgebäude äusserlich ein hohes Erdgeschoss mit Mezzanin suggeriert und dadurch die klassische Zweigeschossigkeit verhüllt, tritt der Pavillon als eingeschossiger Bau in Erscheinung. Erst ein Gebäudeschnitt zeigt die wahren Höhenverhältnisse. Im Hauptgebäude folgen auf zwei gleichwertige Vollgeschosse ein durch das Walmdach kaschiertes Dachgeschoss, welches durch die filigrane Konstruktion wie ein Laternenpavillon in Erscheinung tritt. Der Kindergartenpavillon andererseits verfügt über zwei in der Höhe komprimierte Geschosse, welche Eingang, Garderobe, Lager und Nasszellen und darüberliegend ein separierter Spielraum beinhalten. Aus Haupträumen mit komfortabler Raumhöhe können so direkte Sichtbezüge zu den Erschliessungs- und Spielflächen im Innern und im Aussenraum hergestellt werden, was Sicherheit schafft und mannigfaltige Bespielungen zulässt. Die grossen Fensterflächen optimieren den Lichteintrag und schaffen mit ihren Brüstungen Spiel- und Arbeitsmöglichkeiten direkt am Fenster. Die Formate der öffenbaren Fenster orientiert sich dabei an den Möglichkeiten der Kinder unter Berücksichtigung der gängigen Sicherheitsnormen. Einbauten wie Tische und Fensterbretter übersetzen die grossräumige Architektur in einen kindergerechten Massstab.
Konstruktion und Materialisierung
Als Tragsystem für alle Neubauten wird konsequent Holz verwendet. Die intelligente Kombination von Stabstatik und aussteifenden Wänden muss so nur punktuell und wo statisch oder zwecks Verrottungssicherheit unabdingbar mit Betonbauteilen ergänzt werden.
Grundsätzlich bildet ein Stützenraster aus Stabschichtholz die Grundlage für Raumteilung und Lastabtrag. Mittels Holzrippendecken werden die Flächenlasten aufgenommen und in die Stützen eingeleitet. Aussteifende Wandelemente als Holzrahmenkonstruktionen ergänzen das Tragwerk. Die Wände der leichten Dachaufbauten werden als biegesteife Metallrahmenkonstruktionen ausgeführt. Die Laterne des Hauptgebäudes fusst dabei auf einem umlaufenden Oberzug aus Brettschichtholz, welcher einerseits auf dem darunterliegenden Stützenraster auflagert und seine Lasten andererseits über die Sparren des Walmdaches auf die Aussenwände abgetragen wird.
Durch die Reduzierung tragender Wände auf ein absolutes Minimum geniesst der Grundriss des Hauptgebäudes ein beinahe uneingeschränktes Potential. Alle Trennwände sind durch ihre Bauweise aus ungebranntem Ton mit geringem Aufwand reversibel und perforierbar.
Die konstruktionsbedingte Präsenz von Holz wird sowohl an den Fassaden als auch in den Innenräumen als gestalterischer Rahmen verwendet. Die tragenden Hölzer bleiben als Rippendecken und Wandpfeiler sichtbar und sind gleichzeitig Mass- und Taktgeber für den Fassaden- und Raumrhythmus. Holz ist neben der Befensterung und Türen das massgebende Material und wird durch Vordächer, Blechabschhlüsse und eine Sockelausbildung vor der Witterung geschützt.
Im Innern spielen Haptik und Behaglichkeit eine wichtige Rolle. Dabei zeichnen die Holzelemente für das gestalterische Raster verantwortlich. Dieses wird in der Sytematik der raumtrennenden Elemente wie Schränke, Nischen, Türen etc. weitergeführt. Der Boden wird als Rezyklat von Aushub, Lehm und natürlichen Bindemitteln eingebracht und dient so als verbindendes Element von aussen nach innen. Die Wände werden mit Lehmbauplatten verkleidet und mit atmungsaktivem Lehmputz verputzt. Innere Trennwände können mit Ziegelgrünlingen (ungebrannten Steinen) ausgefacht und mit Lehmputz direkt verputzt werden. Diese Oberflächen helfen, die Behaglichkeit und Raumfeuchte in den Zimmern zu gewährleisten. Die zwischen den Trägern abgehängten hölzernen Deckenpaneele steuern den Raumschall und beinhalten die Beleuchtung. Dezente Farbtupfer an den Möbeln ergänzen die natürliche, materialgegebene Farbpalette.
Energie und Ökologie
Alle Gebäude werden durch eine Wärmeerzeugungsanlage beheizt. In der Konsequenz wird deshalb auch dasselbe Heizsystem eingesetzt. Eine Erdsondenwärmepumpe liefert die Wärmeenergie, welche in ein Radiatorensystem eingeleitet wird. Diese Fancoils heizen im Winter und kühlen im Sommer ohne die Trägheitsverluste einer Bodenheizung. Die Kühlenergie wird durch Photovoltaik gewonnen und die Abwärme der kühlenden Fancoils hilft, die Erdsonden zu regenerieren. Fancoils arbeiten leise, effizient und unterhaltsarm und gelten deshalb als zukunftsfähigstes Heizsystem für Schulbauten.
Zur Speicherung der Wärmeenergie können die lehmbasierten Böden und Wände aktiviert werden. Jeder Raum kann durch Fenster und Türen natürlich gelüftet werden. Die Erschliessungszone wirkt dank Ihrer geschossübergreifender Bodenausschnitte wie ein zentrales Frischluftkamin. Die Frischluft steigt in der Erschliessungszone auf, strömt durch Schleusenelemente in die Klassenzimmer und belüftet diese ohne Zuhilfenahme von weiterer Haustechnik.
Das heimische Baumaterial Holz und Lehm als Hauptbestandteil des Architektonischen und Statischen Konzepts sowie die Minimierung von Haustechnikanlagen und von betonierten Bauteilen wie Fundationen und Untergeschossräumen sind die wichtigsten Massnahmen zur Optimierung der C02 Bilanz. Zudem sind die verwendeten Bauteile und Materialien im Bedarfsfall einfach ersetz- oder demontierbar und beinhalten unbedenkliche Inhaltsstoffe.