Mit einem begleiteten Konzeptverfahren entwickeln die Planer zusammen mit den Grundeigentümern, Vertretern aus der Gemeinde Beromünster und Fachexperten ein Gesamtkonzept für das Areal "Hinder Müli", das in Etappen realisiert werden kann. Dies ist nötig, damit eine Parzelle kurzfristig bebaut werden kann, während die übrigen Bauabschnitte eher längerfristig angedacht sind.
Die Lage des Planungsperimeters am Stadtrand von Beromünster mit Sichtbezug zum Stiftbereich fordert eine äusserst sorgfältige Setzung und Ausformulierung der Bauten. Erst die gesamtheitliche Betrachtung ergibt eine nachhaltige Volumen- und Nutzungsverteilung mit einer optimalen Erschliessung. Soweit nötig, wird das Ergebnis planungsrechtlich gesichert: der Ersatzneubau einer der Bauten, welche zu der schützenswerten Baugruppe gehört, liegt im Gewässerraum.
Architektur und Städtebau
Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung, welche die Grundsätze der gesellschaftlichen Solidarität, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und ökologischen Verantwortung verbindet. Auch soll die künftige Bebauung optimal der Nachfrage der Eigentümer, den denkmalpflegerischen, architektonischen und städtebaulichen Ansprüchen entsprechen und kosteneffizient in der Entstehung und im Unterhalt sein.
Das Richtprojekt Hinder Müli sieht eine Bebauung vor, die sich stark am historischen Bestand orientiert, die vorhandene Streuobstwiese zum Thema macht und einen Übergang zum Quartier Oezlige schafft. Auf die unterschiedlichen Konditionen reagiert das Richtprojekt Hinder Müli mit vier verschiedenen Baugruppen:
- Die Gebäudegruppe Hofgruppe Müli umfasst die Mühle, die Scheune sowie deren Anbau.
- Die Gebäudegruppe Sägerei schafft die Verbindung zur Wyna und durch ihre kleinteilige Struktur zum Stiftbereich
- Der Ersatzbau des Beroblicks wird durch ein weiteres Punktgebäude ergänzt und die Beiden bilden zusammen eine separate Gruppe
- Die Bauten in der Gebäudegruppe Berowiese bilden eine offene Gruppe um die vorhandene Obstwiese und bilden den Anschluss zum Quartier Oezlige
Sämtliche Gebäude werden sensibel in das Terrain eingepasst und ausformuliert. Die bestehende Vernetzung mit dem umliegenden Siedlungsgebiet bleibt über die Anordnung der Freiräume bestehen und wird ergänzt. Den Fussgängern wird eine direkte Wegführung durchs Areal gesichert. Die Ein- und Ausfahrten der Einstellhallen sind in den beiden unteren Gebäudegruppen vorgesehen und entlasten somit die beiden oberen massgeblich vom Verkehr. Die Hofgruppe Muli und die Gebäudegruppe Sägerei bilden wichtige Eingänge und Aufenthaltsbereiche für das Quartier. Dabei sollen die beiden Höfe als Arbeitshöfe ausformuliert werden.
Auf der Grundlage des Richtprojekts entstehen im Quartier „Hinder Müli“ etwa 70 neue Wohneinheiten sowie zwei Gemeinschaftsräume. Die Gebäude sind als zwei- bis fünf-Spänner konzipiert mit einem breit gefächerten Wohnungsangebot. Studios; 2,5; 3.5; 4,5; 5,5 Zimmer Wohnungen, Dachwohnungen und zwei Reihenhäuser sind möglich. Jeder Wohnung ist ein privater Aussenraum (Loggia) in Richtung Süden/Süd-Westen zugewiesen.
Bei den geschützten Hofgruppen Müli und Sägerei sind geschlossene Ziegeldächer in symmetrischer Satteldachform vorgesehen. Die Neubauten Beroblick sind als diagonal symmetrische Satteldächer auszubilden. Für die Neubauten Berowiese sind schräge Firste mit Dachterrassen und Gründächern vorgesehen. Von den traditionellen, vorhandenen Materialien vor Ort werden Holz und Putz für die Fassadengestaltung aufgenommen. Das Stimmungsbild des Richtprojekts mit der horizontalen Holzstruktur im Bereich der Säge und der Neubauten Beroblick sowie der vertikalen Holzstruktur für die Neubauten Berowiese ist wegleitend für die Fassadengestaltung. Der Ersatzneubau der Säge und die Neubauten des Beroblicks sollen eine klare, starke, horizontale Struktur aufweisen in Anlehnung an die gestapelten Bretter der Holzbeigen. Die Neubauten Berowiese werden klar differenziert durch eine andere Farbigkeit ausgeführt. Die Fassaden werden durch stehende Lochfenster und grosszügige Loggien gegliedert. Die verputzten Sockel verbinden die Gebäude mit den Höfen und der Obstwiese.
Freiraum
Der Perimeter über das Freiraumkonzept zum Richtprojekt erstreckt sich über zwei grundsätzlich unterschiedliche (Landschafts-)Räume. Mit ihren gestalterischen und räumlichen Eigenheiten spielen sie beide eine wichtige Rolle für den Ort Beromünster.
Zum einen handelt es sich hier um die gewachsene Bebauung der „Hofgruppe Müli“ und „Sägerei“, ein Ensemble mit denkmalpflegerischem Wert, bestehenden aus Bauten die teils bewohnt, teils durch Gewerbe genutzt sind. Hier integriert die Planung im Rahmen des Richtprojektes bestehende Bauten sowie geplante Um- und Ersatzbauten in die Freiraumgestaltung. Zum anderen umfasst der Planungsperimeter den etwas erhöht gelegenen Neubau-Bereich „Berowiese“ und „Beroblick“. Im Gegensatz zum tiefer gelegenen Ensemble handelt es sich hier heute um Kulturlandschaft (mit lediglich einem Gebäude), Wiesland mit vereinzelten Obst-Hochstammbäumen.
Die Anlage der Neubauten verschiebt den Übergang vom Ort zur Landschaft. Dieser Übergang ist ein wichtiges Element in der Formgebung und Platzierung der Gebäude sowie der Ausgestaltung des Freiraumes. Die offene Wiesenstruktur mit eingestreuten Obst-Hochstammbäumen als Gestaltungselement bilden hier auch das charakteristische Merkmal des neuen Freiraumes.
Dem auf Integration und Kontinuität ausgerichteten Städtebau folgend, ist das Freiraumkonzept eine schlüssige Ergänzung vorhandener Siedlungsstrukturen. Dies erfolgt auf wohltuend selbstverständliche Weise. Die Freiräume sind halböffentlich für die Bewohner des Quartiers zugänglich. Im Zentrum ist eine halböffentliche Obstbauwiese konzipiert, an einem Erschliessungsweg befinden sich Spielplätze und Aufenthaltsflächen für die Bewohner.
Mit der zentral gelegenen Spielstrasse und den daran angehängten Spielinseln entsteht im Bereich „Berowiese“ und „Beroblick“ ein grosser, zusammenhängender Bereich der den Bewohnern als Spiel- und Aufenthaltsfläche dient. Die Kombination aus der befestigten Spielstrasse und den unversiegelten Bereichen in der Streuobstwiese ermöglicht in der Projektierung eine attraktive Umsetzung dieser Flächen und eine Berücksichtigung der Bedürfnisse aller Altersgruppen. Spielen, treffen, bewegen und entdecken ist hier der Schwerpunkt. Die Platzsituationen im Bereich „Hofgruppe Müli“/“Sägerei“ bieten zusammen mit den möglichen, gemeinschaftlichen Erdgeschoss-Nutzungen eine hohe Aufenthaltsqualität. Diese Bereiche eignen sich vorwiegend für gemeinschaftliche Anlässe (Perimeter übergreifend), sozialer Austausch, Treffpunkt und kreative Tätigkeiten im Freiraum.
Quellen:
Text und Bilder sind Auszüge aus den Richtkonzepten zum Gestaltungsplan "Hinder Müli", Beromünster.
Team
Dominic Meister, Rachel Gaudenz, Lisa Gänsbauer, Alfonso Calderon, Dost Stadtentwicklung. Daniel Bösch, Boris Aebischer, Bösch Landschaftsarchitektur. Hansueli Remund, Hansueli Remund Raumplanung.
Projekt:
Innenentwicklung im begleiteten Verfahren für zentrumsnahes Wohnquartier in Ortsbildschutzzone mit Obstwiese
Standort:
Hinder Müli, Beromünster LU
Begleitetes Verfahren:
3 Eigentümer, Begleitgremium aus 15 Personen
Bearbeitung im begleiteten Verfahren:
Entwicklungskonzept, Richtprojekt, Gestaltungsplan
Nutzung:
ca. 70 Wohnungen und gemeinschaftliche Nutzungen
Flächen:
9069 m2 BGF
4810 m2 GSF
Stand der Arbeiten:
Entwicklungskonzept erstellt (2017), Richtprojekt erstellt (2017), Gestaltungsplan erstellt (2017), Publikation Kantonsblatt LU (März 2018)